Manchmal weiß man einfach, wie bestimmte Dinge sein sollten. Man hat ein Bauchgefühl, sieht etwas und weiß sofort: Ja – das passt, so muss oder soll es sein!! So erging es mir auch vor ein paar Jahren in Hamburg, als ich bei den Pet-Shop Boyz mit Aalken shoppen war. Der Laden ist ein Traum und die Beratung wirklich mit Engagement und Herzblut. Mittlerweile gibt es die Boyz auch noch auf Sylt und im Web, aber mein Herz hängt ja an Hamburg und deswegen bin ich immer gerne in St. Georg im Laden!!
Wir schlenderten damals durch den Laden und da stand eine kleine weiße Rakete. Auf Nachfrage habe ich erfahren, dass es sich um eine Urne handelt. WOW – also mit dem Thema hatte ich mich noch nicht beschäftigt und das auch bis dahin immer schön verdrängt. Obwohl Aalken auch damals schon immer wieder sehr schwer erkrankte, habe ich DIESEN Gedanken erfolgreich beiseite geschoben. Aalken beschnüffelte das „Holzteil“ und ich habe gedacht – ok, wenn mal was passieren sollte … DAS wird seine letzte Ruhestätte!! Das passt einfach zu diesem kleinen, außergewöhnlichen, besten Struppi der Welt!! Damals konnte ich auch noch nicht ahnen, dass er später mit seiner Brille immer als „kleiner Pilot“ bezeichnet werden würde – was diese Idee dann ja auch noch viel passender machte.
Wir hatten Gott sei Dank noch ein paar schöne gemeinsame Jahre, bis dieses Thema dann plötzlich am 09.05.2023 für einen herben Aufprall in meinem Leben sorgte. Auch wenn es viele Warnschüsse gab und den schlimmsten im November 2022 mit einer Clusterserie an Epileptischen Anfällen und einem Status Epilepticus mit tagelangen Klinikaufenthalt, habe ich trotzdem gehofft, dass das Ende unserer gemeinsamen Zeit noch nicht so schnell Realität werden würde. Aber die Ärzte rieten mir damals schon: Schätzen sie jeden Tag, den sie noch gemeinsam haben!!
Und das haben wir wirklich auch getan.
Anfang Mai 2023 ist Aalken dann mal wieder an einer HGE (hämorrhagischen Gastroenteritis) erkrankt. Er war wieder mehrere Tage in der Klinik und wir hatten schon die Hoffnung, er wäre über den Berg, als nach 1,5 Tagen zu Hause zusätzlich seine Autoimunerkrankung wieder ausbrach.
Diesen Kampf konnte er nicht mehr gewinnen und ich musste ihn gehen lassen. Jeder, der ein Tier hat oder hatte weiß, das ist so ziemlich das Schlimmste was man an Entscheidungen in seinem Leben treffen muss.
Das Leben ist leider endlich und so sehr man sich das auch wünscht, ab Tag eins der Geburt läuft die Uhr und mit ihr unsere Zeit und auch die Zeit unserer lieben Fellnasen rückwärts. Man weiß es, aber will es einfach nicht wahr haben und schon gar nicht darüber nachdenken, oder?
Nach seinem Tod war für mich klar, er soll bei mir bleiben und ich möchte ihn nicht bestatten. Nachdem ich seine Asche endlich zu Hause hatte war klar, die Rakete muss jetzt her, denn die Holzkiste, in der er aktuell ruhte, war zwar für den Übergang ok, aber entsprach nicht meinen eigenen Vorstellungen für Aalken. Er war ein ganz besonderer Hund und er sollte zurück an seinen Fensterplatz – in dieser Rakete. Mein kleiner Flieger!
Ich habe zu den Pet Shop Boyz Kontakt aufgenommen, aber leider passt seine Asche nicht in das gewünschte „Flugobjekt“. Was also tun…?
Es musste eine weiße Rakete sein. Das hatte ich mir in den Kopf gesetzt. Also habe ich überlegt, wie ich diese Rakete selbst bauen könnte. Welche Materialien und handwerklichen Fähigkeiten hatte ich für dieses sehr besondere und emotionale Projekt?
Ich habe nach Formen gesucht, die der Rakete ähnlich sind und bin dann bei einer Wasserflasche hängen geblieben. Diese bot genug Platz und so habe ich mich mit einer Bastelmasse ans Werk gemacht.
Die Füße wurden zuerst erstellt und an die Flasche geklebt, danach wurde die Bastelmasse rund um die Flasche verarbeitet. Solche Arbeiten haben mir schon als Kind Spaß gemacht, nur war der Umstand schon ziemlich traurig gerade. Aber auch schön, dass ich diese Urne bauen konnte … dieses Projekt war eine schräge, emotionale Mischung.
Nachdem endlich eine Rakete zu erkennen war, musste die Spitze anpasst und die Unebenheiten geglättet werden. Dann wurde immer wieder geschliffen, gefeilt und alles mit Schmirgelpapier bearbeitet. Endlich war ich mit dem Ergebnis zufrieden und der Farbanstrich konnte folgen. Die Rakete war nach 3 Monaten fertig!
So wundersam es war eine Urne zu bauen, so traurig und so beruhigend zu gleich ist es auch ein sehr schönes Gefühl, etwas ganz besonders geschaffen zu haben. Und ich kann nur sagen, das half mir auch ungemein!
Nun steht der kleine Herr von der Burg wieder an SEINEM Fenster!
Flieger… grüß mir die Sonne, grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond… Und ihr habt nun einen Ohrwurm? 😉
Fotos: Pia Burckhardt, Ulrike Burmeister, Robert Schmidt
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