Aalkens Augen OP
Mein Kromi Aalken ist seit 2012 an meiner Seite und wir haben wirklich schon sehr viel zusammen erlebt und überstanden. Zu den sehr vielen, sehr schönen Dingen in unserem Mensch mit Hund-Leben gehören leider auch die nicht so schönen Seiten. Aalki hat leider so gut wie alle Erbkrankheiten seiner Rasse – zu den sonstigen typischen Hunde-Erkrankungen – durchlebt. Er hat eine Futtermittelallergie, ist seit ein paar Jahren Epileptiker, hatte eine Blutarmut mit Blutübertragung (eine Autoimunerkrankung) und ist zu allem Überfluss Anfang 2020 auch noch innerhalb von 6 Wochen auf beiden Augen erblindet.
Das alles schweißt zusammen und kostet Tränen und Nerven. Aber das, was Aalken wirklich hat, ist den Willen zu kämpfen und sich wieder aus jeder noch so tragischen Lage – und da gab es schon 2-3 Situationen, wo er den Blick zur anderen Seite der Regenbogenbrücke riskiert hat, wieder auszukämpfen. Und meine Familie und Freunde wissen, was ich meine. Todkrank und von heute auf morgen ganz der Alte, nämlich rotzfrech und größenwahnsinnig. Da kann man sich als Mensch echt mal ne Scheibe von abschneiden. Situationen so akzeptieren, wie sie sind und das Beste daraus machen.
Aber warum schreiben ich das alles? Weil ich allen Hundebesitzern, deren Fellnasen auch plötzlich blind werden, Mut machen möchte, eine OP zu wagen und das Augenlicht zu retten. Auch wenn das bei uns wieder nur halb geklappt hat. Aber wir haben auch hier wieder alles versucht. Und weil ich eine Verantwortung für meinen Hund habe, und zwar gerade auch in seinen schlechten Zeiten, wenn das Leben nicht so funktioniert, wie es soll. Auch das sollte man sich als Hundebesitzer bewusst machen. Es ist ein Familienmitglied. Ich werde Aalki nicht aus egoistischen Gründen an meiner Seite halten, aber ich werde ihn auch nicht aufgeben, wenn es noch einen Hauch einer Chance gibt und ER bleiben WILL.
So kam es also, dass ich mich Anfang April 2020 an einem Freitag morgen mit einem komplett blinden Hund wieder fand. Nach einem EPI-Anfall war zunächst ein Auge betroffen und er konnte nur auf diesem einen Auge nichts mehr sehen. Nach ein paar Tagen konnte er sich aber wieder sehr gut orientieren und wir konnten sogar wieder zusammen joggen gehen. Nun ging gerade der Spaß mit Corona los und daher konnten wir nicht reisen und den geplanten Untersuchungstermin im TGZ Oerzen bei einer Augenspezialistin nicht wahrnehmen. Ein paar Wochen später war er – wie gesagt – plötzlich auch auf dem zweiten Auge blind. Ich hatte zwischenzeitlich über Facebook einen Post abgesetzt zum Thema „blinder Hund“ und Lisette, eine Züchterin aus der Schweiz, hat mich sofort unterstützt und mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Ich bin wirklich dankbar dafür, denn ein blinder Kromi – gerade auch mit Aalkens ganzen Vorerkrankungen – ist nicht einfach ein normaler blinder Hund, sondern wie schon vermutet ist auch das eine etwas größeres Unterfangen. Bei der Gelegenheit wurde dann auch noch ein Gentest gemacht, der leider auch noch das Ergebnis brachte, dass Aalki Anlagenträger der van Willebrand-Erkrankung ist. Das war gut zu wissen, denn das kann eine OP zu einer lebensgefährlichen Aktion werden lassen.
Diese Baustelle hat er aber bisher ruhen lassen. Gott sei Dank. Neben sehr vielen Tipps zur Vorsorge, einem langen Fragenkatalog an den Tierarzt kam von Lisette auch der Tipp mit dem Bloomey Tierschutzkragen, über den wir hier auch schon berichtet hatten.
Also kamen wir im Norden an und nach eingehender Untersuchung schlussendlich beider Augen haben ich mich entschieden, auch direkt beide Augen in einer OP operieren zu lassen. Blind war er ja schon, es gab nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen. Fest stand allerdings, dass auf dem rechten Auge keine neue Linse implantiert werden konnte. Das Auge war zu entzündet, die Linse musste raus – sonst würde er über kurz oder lang sein Auge ganz verlieren. Damit war er auf diese Seite dann nach der OP weitsichtig und die reche Seite würde das dann mit ausgleichen. Auf der rechten Seite sah es viel besser aus. Da konnte sogar eine neue künstliche Linse eingesetzt werden. Wahnsinn was heute auch schon alles in der Tiermedizin geht.
Die OP hat er gut vertragen und Aalken hat sich super erholt. Sehr aufwendig war zwar die Nachsorge, da mehrmals täglich über viele Wochen diverse Sorten Augentropfen gegeben werden müssen, aber er hat alles brav ertragen. Nach der OP musste er einen Augenschutz in Kombi mit dem Kragen tragen, aber auch das hat er super mitgemacht.
Wir hatten also einen tollen Herbst, er konnte wieder seine geliebten Bälle fangen und mit joggen gehen … bis sich leider sein rechtes Auge entzündet hat. Wir sind sofort in die Klinik nach Recklinghausen gefahren. Er hatte neue Medikamente bekommen, doch leider war das nicht hilfreich, der Augendruck stieg so stark an, dass sein Kreislauf in die Knie ging, so dass wir am Folgetag nochmals nach Recklinghausen mussten. Ein Horrortag: zwischen „wir können sein Auge retten“ und „wir müssen es auf Grund des Drucks und der Entzündung sofort entfernen“. Nichts hat geholfen, so dass er abends noch stationär in die Tierklinik nach Duisburg verlegt werden musste.
Unter den zu der Zeit herrschenden Corona-Bedingungen keine schöne Sache, er musste vor Ort bleiben, wurde an den Tropf gehängt und hat weitere Medikamente bekommen. Damit konnten wir aber leider auch nicht richtig viel retten. Also ging es vor Weihnachten wieder in den Norden zu seiner behandelnden Ärztin und Frau Koch hat wirklich alles, alles versucht, sein Auge zu retten. Er hat alle 2 Stunden Augentropfen bekommen, auch nachts und dann hat sich nach ein paar Tagen endlich der Zustand verbessert und der Druck ging erheblich zurück.
Sein Allgemeinzustand war allerdings alles andere als gut und kaum waren wir wieder in Dortmund angekommen, stieg der Druck extrem an. Also wieder zurück ins TGZ nach Oerzen, wo dann die Entscheidung getroffen wurde, das Auge muss entfernt werden. Keine Chance mehr.
Das hat mich wirklich getroffen und ich habe mir sehr große Sorgen gemacht, denn es ging Aalken zwischenzeitlich insgesamt auch zunehmend schlechter. Der Termin stand also direkt im neuen Jahr an. Was ein Start mal wieder. Sein Auge wurde entfernt und er hat sich wieder zurückgekämpft. Auch mit nur einem halb blinden Auge springt er mittlerweile vergnügt durch die Welt. Ab und an läuft er gegen Gegenstände, aber er kann sich trotz allem noch sehr gut orientieren. Er kann ohne Leine laufen, findet seine Bälle nach ein wenig Suche meist auch wieder und ist beim Joggen noch immer schneller als ich 😉 UND! er ist vor allem jetzt der coolste Hund der Stadt. Er ist nämlich jetzt Brillenträger 😉
Sobald wir die heimischen 4 Wände verlassen, muss er bei allen Outdooraktivitäten eine Brille tragen, zum Schutz des noch vorhandenen Auges. Das wurde uns in der Tierklinik empfohlen und wir hatten eine super Beratung von Frau Horst von Ben´s Dogshop. Aalken hat ja natürlich keine Standardkopfform, so dass mit einigen Anpassungen nun auch seine Brille perfekt sitzt. Wir können euch Ben´s Dogshop wirklich sehr empfehlen.
Und diese Brille ist wirklich nötig, denn wenn ich mit die Macken auf den Gläsern so ansehe, konnten wir dadurch schon die ein oder andere Katastrophe am noch sehenden Auge glimpflich abwenden. Und wenn man nur noch ein Auge hat, dann bedarf das natürlich besonderen Schutz.
Alles in allem haben wir mal wieder viel gekämpft – und gewonnen und Aalken springt weiterhin glücklich durch sein und mein Leben. Ich hoffe, wir haben nun erstmal alle großen Katastrophen überstanden.
Leave A Reply